Tropensturm auf den Kapverden – Verwüstungen auf São Vicente, Santo Antão und São Nicolau
Erstmalig veröffentlicht am 13. August 2025.
Die Infrastruktur Mindelos wurde durch das Unwetter stark in Mitleidenschaft gezogen. Zeitweise brach die Stromversorgung in der Nacht komplett zusammen – der Energieversorger schaltete aus Sicherheitsgründen großflächig den Strom ab, wodurch die Stadt in Dunkelheit versank, bis das Gewitter vorüber war.
Mindelo und umliegende Gegenden präsentierten sich am nächsten Morgen in einem Bild der Verwüstung: Schlammlawinen und Geröll blockierten etliche Straßen, Autos blieben stecken, und viele Einwohner standen fassungslos vor den Ruinen ihrer Häuser.
Die wichtigsten Fakten im Überblick:
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Rekord-Regenmenge: Rund 192 Millimeter Niederschlag fielen binnen fünf Stunden über São Vicente. Das ist eine außergewöhnlich hohe Regenmenge.
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Opferzahlen: Auf São Vicente kamen mindestens acht Menschen ums Leben, darunter auch Kinder.
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Vermisste und Obdachlose: Mehrere Menschen werden noch vermisst; außerdem verloren mehrere Anwohner durch die Fluten ihr Zuhause und mussten in Sicherheit gebracht werden.
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Situation auf Santo Antão und São Nicolau: Die Inseln Santo Antão und São Nicolau verzeichnen keine Todesopfer, aber umfangreiche Schäden an Straßen, Feldern und Gebäuden durch Erdrutsche und Überschwemmungen.
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Staatliche Reaktion: Die kapverdische Regierung rief den Notstand (Estado de Calamidade) aus, aktivierte den Notfallfonds für Reparaturen und Hilfe und verhängte zwei Tage Staatstrauer für die Opfer.
 - Auch Sie können unterstützen: Informationen zur von Reiseträume Kapverden organisierten Spendenaktion finden Sie am Ende dieses Artikels.
 
Sintflutartige Regenfälle überfordern die Kanalisation und Flussbetten
In der Nacht zum 11. August 2025 haben sintflutartige Regenfälle auf den kapverdischen Inseln São Vicente (insbesondere in der Stadt Mindelo) und Santo Antão schwere Überschwemmungen und Verwüstungen angerichtet. Das Unwetter wurde offiziell als Tropensturm „Erin“ eingestuft.
Zwischen 00:00 und 05:00 Uhr fielen in Mindelo 192,3 mm Regen, ein Wert, der die Kanalisation und Flussbetten in kurzer Zeit überforderte. Auslöser war eine Tropenwelle, die sich unterwegs zu einem Tiefdruckzentrum verstärkte. In mehreren Stadtteilen, darunter Ribeira Bote, Alto Bomba (Monte Sossego) und rund um den Praça Estrela sowie in dem Küstendorf Salamansa kam es zu Sturzfluten.
Mindestens acht Menschen kamen ums Leben, darunter mehrere Kinder, drei weitere werden noch vermisst. Straßen verwandelten sich in reißende Ströme, viele Häuser, Geschäfte und Fahrzeuge wurden beschädigt oder zerstört. Die kapverdische Regierung rief für São Vicente und Santo Antão den Notstand (Estado de Calamidade) aus und verhängte zwei Tage Staatstrauer für die Opfer der Katastrophe. Der Präsident José Maria Neves und Premierminister Ulisses Correia e Silva reisten umgehend nach Mindelo, um sich ein Bild der Lage zu machen und Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.
Viele Straßenzüge in Mindelo standen nach dem Unwetter knietief unter schlammigem Wasser. Umgestürzte Bäume, fortgerissene Straßenbeläge und angeschwemmter Unrat zeugen von der Wucht des Sturzregens. Zahlreiche Gebäude sowie über 50 Fahrzeuge wurden beschädigt oder zerstört. In einigen Vierteln brachen ganze Mauerteile und Beläge auf, und eine Tankstelle im Viertel Ribeira Bote wurde laut lokalen Berichten durch die Fluten komplett weggerissen. Fotos und Videos in sozialen Netzwerken zeigen überschwemmte Wohnstraßen und Plätze, teils unterspült oder mit Trümmern übersät.
Besonders betroffen waren mehrere niedrig gelegene oder nahe an Flussbetten gebaute Viertel der Stadt. So zählten die ärmeren Quartiere Ribeira Bote und Alto Bomba (Stadtteil Monte Sossego) zu den am schwersten getroffenen Gegenden, ebenso der zentrale Platz Praça Estrela und die Ortschaft Salamansa außerhalb der Stadt. Aus diesen Zonen wurden die meisten Opfer gemeldet. In den Hügelgebieten wie Chã de Alecrim spielten sich ebenfalls dramatische Szenen ab: Eine Familie entkam dort nur knapp den Fluten, nachdem Wassermassen mitten in der Nacht die Haustür eingedrückt und das gesamte Haus überflutet hatten. Zahlreiche Bewohner solcher gefährdeter Zonen wurden in letzter Minute in Sicherheit gebracht oder retteten sich auf höher gelegene Punkte.
Sachschäden auf Santo Antão
Auch die gebirgige Nachbarinsel Santo Antão war von dem Unwetter betroffen, blieb aber von Verlusten an Menschenleben verschont. In derselben Nacht gingen dort ebenfalls heftige Regenfälle nieder, die Überflutungen und Erdrutsche auslösten. Viele Straßen auf Santo Antão wurden durch Erdrutsch und Geröll zeitweise blockiert, und einige Brücken und Wege wurden beschädigt. In der nördlichen Gemeinde Ribeira Grande führten Felsabbrüche bei der Ortschaft Lomba de Santa zu einer vorübergehenden Sperrung einer Verbindungsstraße. Zudem wurden Felder und Gärten in Mitleidenschaft gezogen, lokale Behörden berichten von landwirtschaftlichen Verlusten, nachdem z.B. Wassermassen Erntepflanzen wie Yamswurzeln ins Meer gespült hatten.
In der südlichen Gemeinde Porto Novo wurden einige Dörfer im Inselinneren zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten, etwa die Ortschaften Alto Mira und Ribeira da Cruz, da Straßen unpassierbar waren. Inzwischen konnte die Verbindung mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung weitgehend wiederhergestellt werden. Vereinzelt kam es auch zu Sachschäden an der Wasserversorgung – so wurde das Gelände des Wasserwerks Água de Porto Novo von Schlammlawinen überschwemmt, doch noch am gleichen Tag begannen Aufräumarbeiten, um die Versorgung wiederherzustellen. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden betonen, dass städtische Einsatzkräfte und Helfer vor Ort im Einsatz sind, um die Lage zu überwachen und Schäden zu beseitigen.
Auswirkungen des Unwetters auf São Nicolau
Die sintflutartigen Regenfälle lösten auch hier Erdrutsche aus und verursachten schwere Schäden an der Infrastruktur, insbesondere an Straßen und Wegen. Mehrere Ortschaften, darunter Ribeira Prata, Fragata und Praia Branca, waren zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten. Überschwemmungen zerstörten landwirtschaftliche Flächen, spülten Nutztiere fort und unterbrachen die Stromversorgung in Teilen der Insel.
Maßnahmen von Regierung und Behörden
Kap Verdes Premierminister José Ulisses Correia e Silva reiste nach São Vicente, um sich persönlich ein Bild der Lage in Mindelo zu machen. Vor Ort besuchte er trauernde Angehörige der Opfer und sprach ihnen sein Beileid und seine Anteilnahme aus. In Anbetracht des Ausmaßes der Zerstörungen und der Opferzahlen erklärte Correia e Silva, es handle sich um „eine der schlimmsten Tragödien, die Cabo Verde je erlebt hat“. Er kündigte schnelle Hilfe an und rief zu nationalem Zusammenhalt und Solidarität auf. Die Regierung hat beriets am Montag für São Vicente und auch für Santo Antão für die kommenden sechs Monate den Notstand ("estado de calamidade") ausgerufen, um Soforthilfe zu ermöglichen und internationale Unterstützung zu mobilisieren. Präsident José Maria Neves betonte in einer Stellungnahme ebenfalls, dass nun „Einheit und abgestimmtes Handeln“ aller gesellschaftlichen Kräfte nötig sei, um diese Katastrophe zu bewältigen.
Der Nationale Zivilschutz wurde in Alarmbereitschaft versetzt und koordinierte sofort die Rettungs- und Aufräumarbeiten. Die halbstaatliche Infrastrukturgesellschaft Infraestruturas de Cabo Verde mobilisierte in Zusammenarbeit mit lokalen Bauunternehmen Personal und Maschinen, um dringende Reparatureinsätze auf den betroffenen Inseln einzuleiten. Unmittelbar nach dem Unwetter waren auf São Vicente alle verfügbaren Einsatzkräfte im Dauereinsatz: Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die Feuerwehr, der Zivilschutz und die Polizei arbeiteten Hand in Hand, um eingestürzte Bäume zu beseitigen, Schlammmassen abzutransportieren und die Verkehrswege so schnell wie möglich wieder passierbar zu machen.
Sowohl Regierung als auch Stadtverwaltung appellieren an die Bevölkerung, im Inland und in der Diaspora, sich an Hilfsaktionen zu beteiligen, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Die kommenden Tage werden darauf ausgerichtet sein, Aufräumarbeiten voranzutreiben, die Infrastruktur (Wohnhäuser, Straßen, Strom- und Wasserversorgung) zu reparieren und den vielen obdachlos gewordenen Familien zu helfen. „Viele Menschen haben alles verloren – wir werden sofort intervenieren, damit betroffene Familien das Nötigste zum Überleben haben und ihr Leben wiederaufbauen können“, erklärte der Premierminister in Mindelo.
Um diese Aufgaben zu bewältigen, arbeitet die kapverdische Regierung auch mit internationalen Partnern zusammen. Bereits EU, Weltbank und sogar die FIFA haben Unterstützung zugesagt, letztere insbesondere für den Wiederaufbau von Sportanlagen und humanitäre Hilfe. Staatspräsident José Maria Neves rief alle gesellschaftlichen Kräfte, von Unternehmen über Kirchen bis zu NGOs, zu vereinter Mithilfe beim Wiederaufbau auf. Die Nachbarländer Portugal, Guinea-Bissau und São Tomé und Príncipe übermittelten Beileidsbekundungen und Solidarität mit der kapverdischen Bevölkerung.
Trotz der verheerenden Schäden zeigt sich die kapverdische Gemeinschaft entschlossen, gemeinsam den Wiederaufbau anzugehen. In den sozialen Medien und vor Ort sind zahlreiche Solidaritätsaktionen im Gange. Aktuell steht die Bewältigung der Katastrophe und die Hilfe für die Opfer an erster Stelle. Mit Unterstützung der Regierung und internationaler Partner soll Schritt für Schritt die Normalität nach São Vicente zurückkehren, damit die Insel und ihre Bewohner sich von diesem Unwetter erholen können.
Festival Baía das Gatas abgesagt
Zu den unmittelbaren Folgen des Unwetters gehört die Absage des Musikfestivals Baía das Gatas, des größten Festivals der Insel São Vicente. Die 41. Ausgabe dieses internationalen Festivals, die vom 14. bis 17. August stattfinden sollte, wurde von der Stadtverwaltung São Vicente kurzfristig abgesagt. Als Begründung nannte die Stadt den ausgerufenen Notstand sowie die Todesopfer der Unwetter. In einer offiziellen Mitteilung wurde betont, dass das Festival „von jeher vom Volk für das Volk gemacht“ sei und angesichts beispiellosen Leids in der Gemeinschaft derzeit „an Feiern nicht zu denken“ ist. Alle Kräfte der Behörden würden stattdessen auf die Unterstützung der betroffenen Bevölkerung und die Wiederherstellung der Stadt konzentriert. Der Bürgermeister von São Vicente, Augusto Neves, erklärte, die Priorität liege nun auf der Normalisierung des Alltags in Stadt und Insel sowie auf der Hilfe für trauernde Familien – „das ist uns jetzt viel wichtiger als das Festival“. Die Absage fand breite Zustimmung in der Bevölkerung.
Nicht nur auf São Vicente wurde das Festival abgesagt. Die 22. Ausgabe des Festival Praia d’Cruz, ursprünglich geplant für den 22. und 23. August, wurde ebenfalls abgesagt. Die Gemeinde Boa Vista kündigte an, dass etwa 3 Millionen Escudos (ca. 20 % des Festivalbudgets) stattdessen zur Hilfe und zum Wiederaufbau auf São Vicente verwendet werden sollen. Auf der Insel Maio wurde das Festival Bixi Rotxa, welches am 6. September stattfinden sollte, ebenfalls abgesagt.
Damit zeigt sich landesweit ein Zeichen der Solidarität: Statt Feiern steht jetzt Unterstützung für die von der Flutkatastrophe betroffenen Gemeinschaften im Fokus.
Versorgungslage der Bevölkerung
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Trinkwasser: Die Trinkwasserversorgung ist derzeit unterbrochen. Die Meerwasser-Entsalzungsanlage in João Ribeira, Mindelos Hauptquelle für Trinkwasser, wurde durch Erdrutsch und Fluten überflutet und außer Betrieb gesetzt. Seit dem Unwetter wird kein Frischwasser mehr produziert, und alle vorhandenen Reserven sind bereits erschöpft. Krankenhäuser und auch die Feuerwehr stehen ohne fließendes Wasser da, was die Lage dort kritisch macht. Aus anderen Inseln wurden inzwischen Wassertankwagen nach São Vicente gebracht, um die Verteilung von Trinkwasser in den betroffenen Vierteln zu ermöglichen. Die Gesundheitsbehörden mahnen die Bevölkerung eindringlich, kein unsicheres stehendes oder verschmutztes Regen-Wasser zu trinken. Priorität hat daher die rasche Versorgung mit sauberem Trinkwasser, insbesondere für vulnerable Gruppen ohne Zugang zu abgepacktem Wasser.
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Lebensmittel: Die Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs wird durch zahlreiche Hilfsaktionen unterstützt. Freiwillige in den betroffenen Gemeinden (etwa im landwirtschaftlichen Calhau-Tal) haben besonders bedürftige Familien identifiziert und versorgen sie mit Grundnahrungsmitteln, Trinkwasser und Kleidung. Die Regierung hat die Sicherstellung von Nahrung und anderen Grundbedürfnissen als vordringlich bezeichnet. Landesweit zeigen sich Menschen solidarisch: Es werden Lebensmittelspenden wie z.B. Reis, Bohnen und Konserven sowie Kleidung und Hygieneartikel gesammelt, um sie an die Hochwasseropfer in São Vicente zu verteilen.
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Notunterkünfte: Durch die Überschwemmungen haben Dutzende Familien ihr Zuhause verloren. Mindestens zwölf obdachlos gewordene Personen wurden zunächst in einer städtischen Notunterkunft im Trainingszentrum der kapverdischen Fußballföderation in Mindelo einquartiert. Weitere Betroffene kamen vorübergehend bei Verwandten oder Nachbarn unter. Die Stadtverwaltung hat inzwischen angewiesen, besonders bedürftige Familien in leer stehenden Wohnungen der Stadt unterzubringen, bis die Lage sich normalisiert. Parallel dazu werden Zelte, Matratzen und andere Notunterkünfte bereitgestellt, um allen Menschen ein Dach über dem Kopf zu sichern.
 
Zustand und Wiederherstellung der Infrastruktur
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Stromversorgung: Das Stromnetz auf São Vicente wurde durch die Unwetter erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Erdrutsche und Überschwemmungen beschädigten die Stromleitungen und Trafostationen der Insel. Aus Sicherheitsgründen mussten am 11. August in Teilen Mindelos Stromkreise vorübergehend abgeschaltet werden. Techniker des Energieversorgers EDEC arbeiteten seither rund um die Uhr an Reparaturen, um die Elektrizität schrittweise wiederherzustellen. Bis zum 13. August waren jedoch abgelegenere Gemeinden wie Calhau und Salamansa weiterhin ohne Strom, da dort zahlreiche Strommasten von den Fluten umgerissen wurden. Auch Telefon- und Internetverbindungen waren in diesen Orten unterbrochen. In Salamansa gelang es zwar kurzfristig, die Elektrizität wieder anzuschalten, doch die Versorgung blieb instabil. Die Reparaturtrupps sind vor Ort, um die Mittel- und Niederspannungsleitungen zu fixieren, und EDEC betont, dass der vollständige Netzbetrieb erst wiederaufgenommen wird, sobald dies gefahrlos möglich ist.
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Straßen und Verkehr: Schlamm und Geröll machten direkt nach dem Unwetter viele Straßen unpassierbar. Wichtige Verbindungswege, darunter die Zufahrten zum Flughafen von São Vicente und zur Küstenortschaft Baía das Gatas, wurden von den Fluten blockiert. Diese Hauptrouten konnten jedoch innerhalb eines Tages geräumt und wieder geöffnet werden, sodass der Verkehr dort mittlerweile normal läuft. Andernorts sind die Schäden gravierender: Im Calhau-Tal wurde die Hauptstraße stellenweise weggespült; eine notdürftige Umleitung wurde zwar geschaffen, ist aber schmal, löchrig und weiterhin gefährlich. Auch eine Brücke, die mehrere Wohnviertel von Mindelo an die Hauptverkehrswege anschließt, wurde von den Fluten zerstört. Anwohner griffen hier selbst zur Tat und räumten Baumstämme und Trümmer beiseite, um zumindest für Fußgänger wieder einen schmalen Übergang zu schaffen. Einige abgelegene Siedlungen waren bis zur Räumung dieser Zugänge vorübergehend von der Außenwelt abgeschnitten. Mittlerweile sind die meisten Verkehrswege wieder befahrbar, und der öffentliche Nahverkehr (u.a. Minibusse) konnte seinen Betrieb großteils wieder aufnehmen, wenn auch teilweise auf angepassten Routen. Dennoch wird in betroffenen Zonen weiterhin zu Vorsicht geraten, da Straßenränder unterspült sein könnten und provisorische Passagen mit Vorsicht zu befahren sind.
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Abfallbeseitigung: Die sintflutartigen Regenfälle haben Unrat und Trümmer über die Insel verteilt, Abwasserrinnen verstopft und sogar Müllhalden aufgeweicht. Aufräumtrupps der Stadt und zahlreiche Freiwillige sind im Einsatz, um Schlamm und Schutt zu entfernen. So säuberten z. B. Dutzende junge Helfer die Stadtstrand-Bucht Laginha in Mindelo, um zu verhindern, dass angeschwemmter Müll ins Meer treibt. Auch in Wohngebieten werden vollgelaufene Häuser ausgeräumt und Habseligkeiten zum Trocknen ins Freie gestellt. Die Behörden haben außerdem angesichts der Hygienegefahr appelliert, Hausmüll vorläufig geordnet zu lagern, bis die reguläre Müllabfuhr wieder gewährleistet ist. Vielerorts stehen noch Schlammmassen, in denen Mückeneier gedeihen könnten – entsprechend wichtig ist es, Abfälle und Wasserlachen zu beseitigen, um die Mücken einzudämmen.
 
Hilfsaktionen
Aus dem Ausland und der Zivilgesellschaft kommt breite Unterstützung. Das Kapverdische Rote Kreuz hat die landesweite Spendenaktion #ReconstruirComEsperança („Mit Hoffnung wiederaufbauen“) gestartet. Die Organisation ruft dazu auf, Kleidung, Schuhe, Schulmaterial, Hygiene-Kits, haltbare Lebensmittel und Geld zu spenden, um die bedürftigen Familien auf São Vicente und anderen betroffenen Inseln zu unterstützen.
Kapverdische Gemeinden im In- und Ausland, private Unternehmen und NGOs beteiligen sich rege an der Hilfskampagne getreu dem Motto: “Hoje, somos todos São Vicente” – “Heute sind wir alle São Vicente”. Zahlreiche Freiwillige, vor allem Jugendliche, helfen direkt vor Ort beim Aufräumen und Verteilen von Hilfsgütern. In den Tagen nach der Katastrophe zogen Gruppen von Jugendlichen von Haus zu Haus, um Bedarfe zu ermitteln und Notpakete mit Wasser, Lebensmitteln und Kleidung an die besonders hart getroffenen Familien zu übergeben. Auch aus der kapverdischen Diaspora, den im Ausland lebenden Kapverdiern, kommt Unterstützung: Geldsammlungen wurden gestartet und Container mit Hilfsgütern auf den Weg gebracht. Insgesamt zeigt sich eine beispiellose Welle der Solidarität, die zusammen mit den staatlichen Stellen darauf abzielt, Hoffnung und Normalität nach Mindelo zurückzubringen.
Aktuelle Entwicklungen (Stand 14. August 2025)
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Opferbilanz und Regierungsmaßnahmen: Die Zahl der Todesopfer auf São Vicente ist auf neun gestiegen. Einige Menschen werden weiterhin vermisst.
 - Aufräumarbeiten in Mindelo: Die Einwohner halten zusammen und die Aufräumarbeiten gehen voran., auch wenn in einigen Gebieten noch Wasser steht. In den ersten Zonen konnte wieder Müll abgeholt werden. Keller werden leer gepumpt.
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Einschränkungen im Flugverkehr: Der Flugbetrieb auf São Vicente ist zeitweise eingeschränkt. Hiervon ist vor allem der Nachtflugverkehr auf São Vicente betroffen, da die kapverdische Zivilluftfahrtbehörde (AAC) entschieden hat, Nachtflüge am internationalen Flughafen Cesária Évora in São Vicente auszusetzen. Sollten die gestrichenen Flüge von Cabo Verde Airlines umgeplant werden, kann es eventuell auch zu Auswirkungen im weiteren Inlandsflugverkehr kommen.
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Internationale Reaktionen und Hilfe: Die US-Botschaft in Praia bekundete tiefes Beileid und „brüderliche Solidarität“ mit der Bevölkerung und bekräftigte ihre volle Bereitschaft, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten an den Hilfs- und Wiederaufbaubemühungen zu beteiligen. Portugal entsendet das Marineschiff NRP Sines mit 56 Soldaten für humanitäre Hilfe, das am 15. August in Kap Verde eintreffen soll. Außerdem hat die Weltbank einem dringenden Hilfsantrag über 10 Millionen US-Dollar entsprochen, um die Schadensbewältigung zu unterstützen. Auch weitere Länder und Organisationen (u. a. Timor-Leste, Guinea-Bissau, São Tomé und Príncipe) haben Solidarität bekundet.
 
Aktuelle Entwicklungen (Stand 16. August 2025)
- Flugverkehr: Der internationale Flughafen Cesária Évora in Mindelo bedient seit dem 15. August auch wieder Nachtflüge.
 - Trinkwasserversorgung: Die Trinkwasserproduktion auf São Vicente ist seit dem Unwetter vom 11. August ausgefallen. Das portugiesische Marineschiff NRP Sines im Hafen von Mindelo unterstützt die Trinkwasserversorgung mit mobiler Entsalzung. Aktuell gilt ein Notversorgungsplan: Das wenige verfügbare Wasser wird prioritär an kritische Einrichtungen (z. B. das Krankenhaus Baptista de Sousa) verteilt, und teils über Tankwagen in betroffene Viertel gebracht. Die Wiederinbetriebnahme der Entsalzungsanlage soll schrittweise Anfang nächster Woche erfolgen. Ab Dienstag (19. August) ist die Wasserproduktion und ab Mittwoch eine sukzessive Verteilung im Netz vorgesehen. Die Läden werden nach wie vor mit Trinkwasser beliefert, wenn auch nicht überall in großen Mengen. Zuckerhaltige Getränke sind problemlos zu bekommen.
 - Maßnahmen: Wasser sollte nur sparsam verwendet werden. Nach den Überschwemmungen warnen die kapverdischen Gesundheitsbehörden vor erhöhter Gefahr und raten zu strikter Hygiene. Trinkwasser soll nur abgekocht oder originalversiegelt getrunken werden. Obst und Gemüse sind gründlich mit abgekochtem oder originalversiegeltem Wasser zu waschen und kontaminierte Lebensmittel sind zu meiden. Ebenso wird empfohlen, stehendes Wasser (Mückenbrutstätten) zu beseitigen, Insektenschutz zu nutzen und vorerst nicht im Meer zu baden.
 - Aktuelle Wetterlage: Der Wetterdienst INMG warnt vor einer neuen tropischen Welle, die am Wochenende erneut heftigen Regen und Sturm auf die Kapverden bringen könnte. Ab dem Abend des 17. August werde das Wetter im Archipel von dieser tropischen Welle geprägt; bis zum 18. August seien gebietsweise kräftige Niederschläge, Gewitter und starke Winde möglich. Die Wetterfront beginne auf den südlichen Inseln und erfasse schrittweise die ganze Inselgruppe.
 
Aktuelle Entwicklungen (Stand 19. August 2025)
Auch außerhalb der Stadt Mindelo sind die Folgen der Unwetter deutlich zu spüren. Besonders die umliegenden Gemeinden Salamansa, Calhau und das Madeiral-Tal wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Drei der insgesamt neun Todesopfer, zwei Kinder und ein Teenager, stammten aus dem Fischerdorf Salamansa. Im Madeiral-Tal, einem landwirtschaftlich geprägten Tal, sind die Schäden trotz glücklicherweise ausbleibender Todesfälle enorm. Felder wurden verwüstet und Vieh vom Wasser mitgerissen.
Die Aufräumarbeiten laufen derweil auf Hochtouren. Einsatzteams aus Zivil- und Katastrophenschutz, Streitkräften, Polizei und Freiwilligen sind in verschiedenen betroffenen Orten im Einsatz. Sie beseitigen Trümmer, entfernen umgestürzte Bäume und unterstützen Bewohner beim Räumen ihrer Häuser. Auch lokale Initiativen und Hilfsorganisationen leisten Unterstützung; vielerorts engagieren sich Freiwillige mit Schaufeln und Besen, um Straßen und Wege wieder passierbar zu machen und den Schlamm aus den Häusern zu entfernen.
Fortschritte gibt es bei der Trinkwasserversorgung: Nachdem die Meerwasser-Entsalzungsanlage in João Ribeiro am 11. August überflutet worden war, konnte die Wasseraufbereitung zu Wochenbeginn teilweise wieder aufgenommen werden. Zwei von vier beschädigten Pumpen sind repariert, wodurch aktuell rund 325 Tonnen Wasser pro Stunde aufbereitet werden. Laut dem Versorgungsunternehmen Electra soll die Verteilung an die Bevölkerung ab Donnerstag schrittweise wieder anlaufen. Übergangsweise wurden bereits öffentliche Wasserstellen und einige Gemeinden wie etwa Calhau und Salamansa mit Tanklastern versorgt. Indes konnten inzwischen auch viele der vorsorglich evakuierten Anwohner in ihre Häuser zurückkehren, sobald sich die Lage stabilisiert hatte.
Aktuelle Entwicklungen (Stand 23. August 2025)
Zwölf Tage nach dem Unwetter hat sich die Lage auf den nördlichen Kapverdischen Inseln stabilisiert. Auf São Vicente wurden bislang neun Todesopfer bestätigt; mindestens eine Person wird noch vermisst. Einsatzkräfte und freiwillige Helfer arbeiten weiter an den Aufräumarbeiten, räumen Schutt und Schlamm von Straßen und reparieren beschädigte Infrastruktur. Viele zerstörte Straßen sind inzwischen wieder befahrbar.
Die Trinkwasserversorgung auf São Vicente, die nach dem Ausfall der Meerwasser-Entsalzungsanlage zunächst komplett unterbrochen war, wurde schrittweise wiederhergestellt. Mobile Wassertankwagen versorgten betroffene Stadtteile und gewährleisten die Versorgung wichtiger Einrichtungen wie Krankenhäuser. Zur Überbrückung half zudem die portugiesische Marine mit dem Versorgungsschiff NRP Sines, das vor Ort Meerwasser aufbereitet. Überschwemmte Hotels und Restaurants haben gereinigt und überwiegend wieder geöffnet, sodass der Tourismus auf São Vicente und den umliegenden Inseln weiter stattfinden kann.
Unterdessen hat sich das tropische Tiefdrucksystem, das die Überschwemmungen auf Cabo Verde auslöste, über dem Atlantik weiterentwickelt. Der Tropensturm namens Erin verstärkte sich im Verlauf der vergangenen Woche zum ersten Hurrikan der atlantischen Saison 2025. Mitte August erreichte Erin zeitweise Kategorie 4 und streifte die Südostküste der USA, ohne dort voll auf Land zu treffen. An den Küsten von North Carolina und Virginia verursachte der Sturm dennoch Sturmfluten, hohe Wellen und gefährliche Strömungen. Weiter nördlich führte Hurrikan Erin an der US-Ostküste stellenweise zu Überschwemmungen; so mussten in New Jersey entlang der Küste rund 50 Personen aus den Fluten gerettet werden. In Bermuda und Kanada blieb Erin hingegen glimpflich, bevor sich der Sturm bis zum 22. August über dem Nordatlantik abschwächte.
Quellen
Die Informationen in dieser Zusammenfassung basieren auf Meldungen aus erster Hand von Teammitgliedern auf den Inseln sowie auf aktuellen Berichten lokaler und internationaler Medien. Darunter die kapverdische Nachrichtenagentur Inforpress, die Online-Portale Mindel Insite und A Semana sowie Meldungen von Expresso das Ilhas, RTC Cabo Verde, Voz do Arquipélago, Radio Atlantico, RTP, Lusa, Público, Euronews, SIC und weiteren Nachrichtenportalen. Ferner wurden die Facebook- und Internetseiten der Regierung und diverser kapverdischer Gemeinden sowie der INPS und anderer Organisationen einbezogen. Sämtliche Zahlen, Zitate und Fakten wurden den entsprechenden Quellen entnommen und nach bestem Wissen auf den Stand vom 23. August 2025 gebracht.
Alle hier verwendeten Bilder stammen von unseren Teammitgliedern.
So können Sie helfen
Vor Ort werden nun Geldspenden benötigt, damit diese zielgerichtet zur Unterstützung und zum Wiederaufbau verwendet werden können.
Wenn auch Sie helfen möchten, können Sie mit dem Überweisungszweck "Unwetter Kapverden" auf das Konto unseres Kooperationspartners Freunde Helfen Freunden e.V. (FHF) spenden:
Konto-Nr.: 46011211
Bank: Kreissparkasse Heidenheim
BLZ: 632 500 30
IBAN: DE82 632500300046011211
SWIFT/BIC: SOLADES1HDH
Wir werden das Geld dann vor Ort an entsprechende Organisationen und Initiativen verteilen. Darunter aktuell geplant die OMCV (Organização das Mulheres de Cabo Verde/Frauenverband der Kapverden), das Kapverdische Rote Kreuz, die Simabo Animal Association, Simili sowie eine private Initiative des Restaurants Metalo zur Unterstützung Betroffener.
Spenden können Sie bis zum 15. September 2025.
Übrigens: Das Finanzamt erkennt Spenden ohne Spendenquittung bis 300.-Euro anhand des Einzahlungsbeleges unter folgenden Bedingungen (Pflichtangaben) an:
- “Freunde helfen Freunden e.V.” ist der Empfänger. Das muss aus dem Beleg deutlich hervorgehen.
 - “Spende” muss vermerkt sein auf dem Überweisungsbeleg als Hinweis, dass es sich um eine Spende handelt.
 
Bei Spenden über 300.- Euro muss der Überweiser (Spender) seine Adresse vollständig angeben und erhält dann nach 6 Wochen eine Spendenbescheinigung von FHF. Diese Frist (Wartezeit) muss sein, da der Spender ja eine Rückbuchungsmöglichkeit hat. Für Spenden gibt es vorgefertigte Überweisungsbelege bei der Bank, auch im Onlineverfahren.