Insel São Vicente versucht, sich vom Sturm „Erin“ zu erholen

São Vicente spürt noch immer die Folgen des Sturms „Erin“, der am 11. August über die Insel hinwegfegte. Dutzende Familien wurden obdachlos, Geschäfte nahezu vollständig zerstört, öffentliche Gebäude teilweise beschädigt. Die gesamte Bevölkerung der Insel ist von der Katastrophe betroffen. Während viele Familien damit beschäftigt sind, den Schlamm aus ihren Häusern zu entfernen, säubern Bürger die Straßen von Schutt und Schlamm.

In Schulen und sozialen Zentren verteilen zivilgesellschaftliche Organisationen und öffentliche Institutionen Lebensmittel und Grundversorgungsgüter, da zahlreiche Familien unter großen Schwierigkeiten leiden.

Die Soziologin Patrícia Silva, die eines der am stärksten betroffenen Viertel, Chã de Alecrim, besuchte, kritisiert die mangelnde Organisation seitens der Behörden bei den Aufräumarbeiten. Sie betont, dass die Vielzahl der beteiligten Organisationen, von der Zivilschutzbehörde bis zum Krisenstab, zentral koordiniert werden müsse. Viele Familien hätten mehrfach Hilfen erhalten, während in anderen Bereichen wichtige Maßnahmen versäumt wurden.

Silva warnt zudem vor den gesundheitlichen Risiken durch stehendes Wasser und Müll. Sie hebt hervor, dass technisches Wissen und frühere Warnungen zwar vorhanden seien, aber nicht genutzt wurden. „Es gibt in Kap Verde Wissenschaftler, Meteorologen, Soziologen und Sozialarbeiter, die schon seit Jahren auf solche Gefahren hinweisen. Das Problem liegt in den Entscheidungsträgern, die die notwendigen Maßnahmen nicht umsetzen“, sagt Silva.

Tourismusunternehmer Ricardo Delgado berichtet von großen Herausforderungen: Er stellte seine Arbeit weitgehend ein, um Hilfsgüter zu sammeln und zu verteilen. Zugleich leidet der Tourismussektor unter zahlreichen Stornierungen und Verschiebungen. „Selbst bei bester Vorbereitung wären die Schäden nicht zu verhindern gewesen“, erklärt Delgado.

Beide Experten betonen, dass Prävention, Planung und Koordination entscheidend seien. Silva kritisiert, dass im Bildungssystem keine ausreichende Aufklärung über Katastrophenrisiken mehr vermittelt werde, etwa durch die frühere Unterrichtsdisziplin „Bürgerschaftserziehung“. Delgado hebt die Widerstandskraft der Bevölkerung hervor, warnt aber zugleich, dass der Wiederaufbau Zeit und gut geplante Unterstützung benötige.

Meteorologische Dienste und Zivilschutz stehen in der Kritik, die Bevölkerung nicht ausreichend vor dem Sturm gewarnt zu haben. Behörden und Fachleute weisen jedoch darauf hin, dass die starken Regenfälle am frühen Morgen des 11. August in einem außergewöhnlich kurzen Zeitraum auftraten und für die üblichen Vorhersagemethoden praktisch unvorhersehbar waren.

 

Quelle: Cabo Verde: Ilha de São Vicente procura recompor-se da tempestade