Außergewöhnliche Regenfälle auf den Kapverden Ende 2025

Ungewöhnlicher Regen außerhalb der Saison

Auf den kapverdischen Inseln hat es in den vergangenen Tagen und Wochen überraschend viel geregnet, und das zu einer Jahreszeit, in der normalerweise trockenes Wetter herrscht. Üblicherweise endet die kurze Regenzeit in Kap Verde bereits im Oktober; im November und Dezember fällt kaum noch Niederschlag. So beträgt die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Dezember auf den Kapverden meist weniger als 10 mm, was praktisch regenfreie Bedingungen bedeutet. Vor diesem Hintergrund gelten die aktuellen Niederschläge Ende November/Anfang Dezember 2025 als außergewöhnlich.

Wetterlage und Regen auf allen Inseln

Bereits Mitte November 2025 kam es zu ungewöhnlich heftigen Regenfällen. Insbesondere der Norden der Insel Santiago war am 13. November von einem Starkregenereignis betroffen: Innerhalb kurzer Zeit fielen dort rund 227 mm Regen, weit mehr als üblich. In vier Gemeinden Santiagos (Tarrafal, São Miguel, Santa Catarina und Santa Cruz) kam es zu Überschwemmungen. Als Reaktion rief die Regierung in den betroffenen Kommunen den Notstand (estado de calamidade) aus, um Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Premierminister Ulisses Correia e Silva betonte, dass Cabo Verde „ein Land ist, in dem es wenig regnet“ und die Infrastruktur oft nicht auf derartige außergewöhnliche Regenereignisse vorbereitet sei. Man müsse daher beim Wiederaufbau stärker auf Resilienz achten, um künftig besser gewappnet zu sein.

Ende November setzte sich die ungewöhnliche Wetterlage fort. Nach den starken Regenfällen Mitte des Monats blieb die Atmosphäre instabil: Der nationale Wetterdienst INMG warnte, dass vom 23. bis 25. November eine ausgedehnte Instabilitätszone über dem gesamten Archipel liegen würde. Tatsächlich registrierte der Zivilschutz am darauffolgenden Wochenende in allen Inseln Niederschläge, meist in mäßiger Intensität, ohne gravierende Zwischenfälle. Die Regenfälle wurden als „sanft und ruhig“ beschrieben. Lediglich vereinzelt kam es zu Problemen, etwa als ein Straßenabschnitt bei Pilão Cão (Gemeinde São Miguel, Santiago) leicht beschädigt wurde, die Verbindung blieb jedoch befahrbar.

Auch Anfang Dezember hielt das untypische Regenwetter an. INMG prognostizierte, dass die instabile Wetterlage über den Kapverden bis in die erste Dezemberwoche andauern würde. Für die gesamten ersten Dezembertage wurden Niederschläge auf allen Inseln vorhergesagt. Insbesondere am 2. und 3. Dezember rechnete man verbreitet mit chuviscos (Nieselregen) und zeitweilig mäßigen Regenfällen im ganzen Archipel. In der Folge sollten am 4. und 5. Dezember vor allem die südlichen Sotavento-Inseln (u. a. Santiago, Fogo, Brava) weiter Regen erhalten,  während es auf den nördlichen Barlavento-Inseln nur örtlich leichten Regen geben dürfte. Begleitend wurden vorübergehend kräftigere Winde sowie Saharastaub in Bodennähe beobachtet.

Auswirkungen und Reaktionen

Die ungewöhnlichen Regenfälle zum Ende des Jahres 2025 brachten für das meist trockene Kap Verde neben willkommenem Niederschlag auch einzelne Schäden und Herausforderungen. So wurde auf der Insel São Nicolau die östliche Ortschaft Carriçal am 24. November von heftigen Regenfällen getroffen. Durch Erdrutsche und Straßenschäden war Carriçal mehrere Tage lang vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Die Zufahrtsstraße zwischen Juncalinho und Carriçal wurde durch die Wassermassen unpassierbar, was die Versorgung der Bewohner erheblich erschwerte. Lokalbehörden und Regierung mobilisierten umgehend Ressourcen, um das Erdreich zu räumen und die Verbindung schnellstmöglich wiederherzustellen. Bis zum 28. November konnten die Arbeiten soweit vorangetrieben werden, dass der Zugang zu dem abgeschnittenen Ort schrittweise wieder geöffnet werden konnte.

Auf Santiago selbst blieben die erneuten Regenfälle Ende November vergleichsweise glimpflich. Laut dem Leiter des Zivilschutzes fielen die Regenmengen über das betreffende Wochenende „ohne größere Vorkommnisse“ und führten bislang zu keinen gravierenden Schäden. Dennoch rieten die Behörden zu Vorsicht, insbesondere auf den Straßen durch gebirgiges Gelände (z. B. im Raum Serra Malagueta), wo bei starkem Regen Steinschläge oder Ausrutschgefahr drohen. In den zuvor im November schwer getroffenen Gemeinden im Norden Santiagos liefen unterdessen die Aufräumarbeiten weiter auf Hochtouren: Bereits zwei Wochen nach den Überschwemmungen vom 13. November meldete der Zivilschutz, dass die Räumung von Geröll und die Reparatur zerstörter Straßen dort im Wesentlichen abgeschlossen seien.

Insgesamt stellt die anhaltende Niederschlagsperiode Ende 2025 ein seltenes Wetterphänomen für die Kapverden dar. Mehrere Inseln wunderten sich über Regen zu einem Zeitpunkt, der klimatisch normalerweise zur Trockenzeit zählt. Experten führen dies auf eine ungewöhnlich beständige atmosphärische Störung zurück, die sich über dem Ostatlantik gebildet hatte und für die ausgedehnten Wolken- und Regenfelder über dem Archipel sorgte.. Obwohl die meisten Regenfälle moderat blieben, verdeutlichen einzelne Vorfälle, wie die Überflutung in Tarrafal und die Isolation von Carriçal, die Verletzlichkeit der Infrastruktur gegenüber Wetterextremen. Regierungschef Correia e Silva mahnte, beim Wiederaufbau müsse man „mit mehr Resilienz“ vorgehen, da die Inselgruppe angesichts des Klimawandels künftig jederzeit von solch außergewöhnlichen Regenereignissen überrascht werden könnte. Behörden und Bevölkerung der Kapverden blicken nun gespannt auf die kommenden Wochen, in der Hoffnung, dass sich das Wetter wieder beruhigt, denn üblich wären nun eigentlich Sonne, Passatwinde und strahlend blauer Himmel.

Quellen

Die Informationen in dieser Zusammenfassung basieren auf Meldungen aus erster Hand von Teammitgliedern auf den Inseln sowie auf aktuellen Berichten lokaler und internationaler Medien. Darunter die kapverdische Nachrichtenagentur Inforpress, die Online-Portale Expresso das Ilhas und Balai sowie Meldungen von Voz do Arquipélago, RTP, Lusa und weiteren Nachrichtenportalen. Ferner wurden die Facebook- und Internetseiten der Regierung und diverser kapverdischer Gemeinden sowie des kapverdischen Wetterdienstes INMG und des Zivilschutzes einbezogen. Sämtliche Zahlen, Zitate und Fakten wurden den entsprechenden Quellen entnommen und nach bestem Wissen auf den Stand vom 5. Dezember 2025 gebracht.