Afrikanische Entwicklungsbank erkennt wirtschaftliche Fortschritte Kap Verdes an
Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) bescheinigt Kap Verde Fortschritte bei der Schuldenkontrolle, der Haushaltskonsolidierung und der Stabilität des Finanzsystems. Gleichzeitig empfiehlt sie dem Land jedoch, die wirtschaftliche Diversifizierung zu beschleunigen und stärker auf die sogenannte „blaue Wirtschaft“ zu setzen, um die Abhängigkeit vom Tourismus zu verringern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber externen und klimatischen Schocks zu erhöhen.
Im im August veröffentlichten National Context Report, der die makroökonomische Entwicklung, die Kapitalmobilisierung und institutionelle Reformen untersucht, hebt die Bank hervor, dass die strukturelle Transformation des Landes bisher nur langsam vorangekommen sei. Investitionen in Kompetenzen, technologische Innovation und die Modernisierung der Infrastruktur seien entscheidend für nachhaltiges Wachstum.
Laut Bericht sind insbesondere Investitionen in Humankapital, technologische Innovationen sowie in die Modernisierung von Häfen und Flughäfen notwendig, um die Chancen des innerafrikanischen Handels besser zu nutzen.
Die AfDB verweist zudem darauf, dass Kap Verde von den Erfahrungen anderer kleiner Inselstaaten lernen könne:
„Die Seychellen haben ihre blaue Wirtschaft durch Blue Bonds und Schuldentausch vorangetrieben, während die Malediven ihre Wirtschaft über den Tourismus hinaus diversifiziert und die Wertschöpfungsketten der Fischerei modernisiert haben“, heißt es im Bericht.
Zu den vorrangigen Reformen zählt die Bank die Einrichtung eines Blue Grants Fund und eines Blue Investment Fund, die Vertiefung der Kapitalmärkte sowie die Stärkung der makroökonomischen Stabilität. Mittelfristig sei zudem die Finanzierung von Infrastrukturprojekten – insbesondere im interinsularen Transport – unerlässlich, um die Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit zu sichern.
Jüngste Wirtschaftsentwicklung
Trotz struktureller Herausforderungen verzeichnet Kap Verde makroökonomische Fortschritte.
2023 wurde die Wirtschaft vom privaten Konsum getragen, begünstigt durch die sinkende Inflation infolge niedrigerer Energie- und Lebensmittelpreise.
Auch die öffentlichen Finanzen verbesserten sich: Die Steuereinnahmen stiegen von 18,1 Prozent des BIP (2022) auf 18,9 Prozent (2023), während das Haushaltsdefizit leicht von 4,6 Prozent auf 4,4 Prozent des BIP zurückging.
Die Staatsverschuldung bleibt zwar hoch, sank jedoch von 127,1 % des BIP (2022) auf 119,9 % (2023). Gründe hierfür waren das höhere nominale BIP-Wachstum und eine straffere Fiskalpolitik, so der Bericht.
Gleichzeitig verschlechterte sich das Leistungsbilanzdefizit auf 6,1 % des BIP, da Importe zunahmen und Exporte zurückgingen.
Die Devisenreserven stiegen hingegen auf 728 Millionen Euro – ausreichend für die Deckung von 6,7 Monaten Importen.
Das Finanzsystem bleibt stabil, mit einer Kapitaladäquanzquote von 21,4 Prozent, deutlich über dem Mindestwert von 12 Prozent. Allerdings stieg der Anteil notleidender Kredite von 7,8 % (2022) auf 8,7 % im Juni 2023, nachdem die Covid-19-Moratorien ausgelaufen waren.
Aussichten und Risiken
Die Prognosen für die kommenden Jahre sind positiv: Das Wirtschaftswachstum dürfte 2024 bei 5,2 % und 2025 bei 5,4 % liegen – getragen von Landwirtschaft, Energie, digitaler Wirtschaft und privatem Konsum. Die Inflation soll bei niedrigen 2,1 % verharren, während das Haushaltsdefizit bis 2025 auf 2,1 % des BIP sinken dürfte.
Dennoch warnt die AfDB vor Risiken, darunter ein mögliches Abschwächen der europäischen Konjunktur, Störungen in den globalen Öl-Lieferketten, schleppende Reformen im Bereich der Staatsunternehmen sowie die Folgen des Klimawandels.