Wandern auf Santo Antão - vor sieben Jahren und heute
Heidi und Robert haben bereits vor sieben Jahren wandernd die Insel Santo Antão erkundet. Im Dezember 2022 haben Sie die Reise erneut gemacht. In ihrem ausführlichen Reisebericht berichten sie von ihren Eindrücken, Wanderungen und Unterkünften. Und davon, wie sich die Insel und Unterkünfte in den letzten sieben Jahren verändert und entwickelt haben. Spannende Eindrücke, nicht nur für Wanderbegeisterte.
Liebe Frau Schellmann,
nach der Rückkehr ins kalte Deutschland möchten wir Ihnen von unsren Erlebnissen und Erfahrungen berichten.
Vorab es hat alles bestens geklappt. Es ist ein echter Luxus, dass man auch alle Transfers und Gepäcktransporte so bequem über Sie organisieren und buchen kann.
Das Gesundheitsformular wurde bei der Einreise nicht mehr benötigt; unsere Versuche, es vorab online auszufüllen, waren gescheitert, da das System für „Concelho“ keine unserer zahlreichen Varianten akzeptieren wollte und auch keinerlei Vorschläge zur Auswahl anbot.
Gegenüber unserer ersten Reise vor fast sieben Jahren gab es zwei wichtige Unterschiede: diesmal hatten wir Smartphones mit Apps, auf deren Karten man Standort und Wegverlauf ersehen konnte. Und das Wetter war diesmal ganz anders. Damals war es, vor allem im Nordosten, meist bewölkt und trüb, diesmal fast immer wolkenlos mit bester Sicht, allerdings auch deutlich höheren Temperaturen, die die überwiegend schattenlosen Wege noch ein Stück anstrengender machten. Und bei den Anstrengungen mussten wir konstatieren, dass wir inzwischen auch sieben Jahre älter geworden sind – aber das ist ein anderes Kapitel.
Nicht erwartet hatten wir, dass wir in den Unterkünften mit wenigen Ausnahmen (Antero, Vanderlei, Norte) WLAN nutzen konnten.
In Paúl würden wir auch im Nachhinein wieder das Figueiral wählen, da es als Ausgangspunkt für Wanderungen deutlich günstiger liegt als alle Alternativen. Die Zimmer sind schlicht aber ausreichend, das Essen ist gut und Dimitri ist überaus freundlich und hilfsbereit. Unsere ‚Eingehtour‘ führt die 102 hoch bis hinter Quintal, dann nordwestlich über den Kamm auf die andre Seite und dort die 101 wieder nach unten; sie bietet schon die komplette Fülle an Landschaft und Vegetation.
Beim Abstieg vom Cova-Krater fanden wir es erneut lohnend, bei Erreichen der Straße dieser nicht nach links talabwärts zu folgen, sondern nach rechts bis zum Ende der Straße und dann über Pfade im großen Bogen auf die andre Talseite und dort zwischen den Anpflanzungen talabwärts zu laufen, bis man kurz vor dem O Curral wieder die Straße erreicht.
Beim Abstieg von Espongeiro nach Chã de Pedra ist der Abzweig des Weges von der Straße schwer zu erkennen, weil das Gelände hier von Eseln zertrampelt ist; wichtig ist der Hinweis im Führer, dass der Weg sofort „schräg am Hang hinunter“ führt. Beim Abstieg von den „am Ende des Bergrückens stehenden Häusern“ bis zur Borda d‘Agriões haben wir den Weg mehrfach nur mit Hilfe der Apps gefunden; wir haben uns gefragt, wie wir das vor sieben Jahren ohne Apps problemlos gefunden haben.
Bei Sr. Antero waren wir die einzigen Gäste. Die vielen Gerichte beim Abendessen hatten gar nicht alle Platz auf dem Tisch.
Bei Ihrer Beschreibung des Wegs nach Chã d’Igreja hatte mir Ihr Hinweis „in Mocho NICHT zur Straße gehen, sondern dem Weg weiter in westlicher Richtung folgen“ im Vorfeld Rätsel aufgegeben, da ich bei ‚Straße‘ an die gepflasterte Straße vor Chã d’Igreja dachte und nicht an die Piste bei Cruzinha. Erst vor Ort ist mir klar geworden, wie es gemeint war; vielleicht wäre es günstiger zu schreiben „NICHT nach Cruzinha absteigen, sondern …“. Das nette Erlebnis der Einkehr bei Joana möchten wir nicht missen; ohne Ihren wertvollen Hinweis wären wir hier sicherlich vorbeigelaufen.
Das Mite e Banane war eine angenehme Überraschung sehr schöne Zimmer und eine schöne Dusche sowie ein gutes und reichhaltiges Abendessen. Die Zimmer im über der Küche gelegenen Trakt sind allerdings abends und morgens etwas dem Lärm der Küchenarbeiten ausgesetzt.
Auf dem Weg nach Cruzinha war der Abstieg vom Friedhof zum Meer etwas abenteuerlich, weil die Piste hier derzeit im Bau ist; aktuell wäre es günstiger, von Chã d’Igreja wieder in das große Trockental abzusteigen und auf dessen Grund der Piste zum Meer zu folgen.
In Ponta do Sol ist das Tiduca von außen sicher keine Zierde des Ortes, aber wir haben die großen Zimmer mit Balkon und Meerblick sehr genossen. Wer die Zimmer zu zweit bewohnt, könnte die offene Toilette allerdings gewöhnungsbedürftig finden.
Von den Restaurants auf Ihrer Liste gibt es offensichtlich sowohl das Cantinho do Gato Preto als auch das Bulkinha Salgod inzwischen nicht mehr. Erste Wahl war für uns wiederum das Caleta, wo allerdings ohne Reservierung kein Platz zu bekommen war. Im Veleiro fanden wir die Gambas hervorragend.
Auch diesmal sind wir einen Tag wieder in die Ribeira da Torre nach Xõxõ gefahren, das wir absolut lohnend finden. Diesmal sind wir den Weg 202 hochgelaufen, bis wir auf etwa 580 m den Blick auf die andre Seite und den steil aufsteigenden Weg 203 hatten.
Amadeu expandiert - vor sieben Jahren gab es nur ein Gebäude, heute steht daneben ein zweites großes Haus, das im Vergleich zu den Fotos auf Ihrer Website inzwischen noch ein weiteres Stockwerk hat, wo wir schöne Zimmer mit kleinem Balkon hatten; ein drittes Gebäude ist im Bau, weil wegen Covid zunehmend Nachfrage nach Zimmern mit eigenem Bad besteht. Auf die Bordeira sind wir wieder über den schönen Höhenweg gestiegen, der im Führer fehlt, in der neuesten Auflage der Karte aber inzwischen als Weg 309b eingezeichnet ist. Amadeus Sohn hatte uns morgens zum Ausganspunkt gefahren und abends in Curral das Vacas wieder abgeholt; hierfür hat uns Amadeu 5000 ESC berechnet, was wir im Vergleich doch etwas happig fanden.
Auch beim Aufstieg von der Boca do Alto Mira nach Ribeira da Cruz wird eifrig gebaut; offensichtlich soll Chã Branquinho eine Straßenverbindung erhalten. In Ribeira da Cruz hatten wir Glück, dass uns ein freundlicher Herr über Wasserleitungen und durch die Felder auf direktem Weg zum Casa Vanderlei führte und uns so nach der für uns anstrengendsten Tour noch ein Stück Weg ersparte. Das Apartment mit zwei Schlafzimmern im zweiten Stock wirkt noch etwas unfertig (kein Spiegel im Bad, viele Steckdosenöffnungen ohne Inhalt…). Nach dem Abendessen überraschte uns Vanderlei mit einem jungen englischsprachigen Paar, das als Dolmetscher für die Gepäckfrage fungierte; so konnten wir vermeiden, dass das Gepäck schon am nächsten Morgen um 6 Uhr bereitstehen musste, da wir es ja erst am übernächsten Tag wieder benötigten.
In Norte hatten wir ein schönes Häuschen mit zwei Zimmern oberhalb des Hauptgebäudes. Auch hier hat der Fortschritt inzwischen Einzug gehalten wir waren auf „keinen Strom“ eingestellt und daher nicht wenig erstaunt, dass wir auf einem größeren Farbfernseher ein Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft verfolgen konnten.
Der Weg von Norte über Pascal Alves nach Monte Trigo ist inzwischen als offizieller Wanderweg ausgeschildert und markiert und kann so vielleicht auch ohne Führer gegangen werden; für den kürzeren und schöneren oberen Weg ist ein Führer unverzichtbar. Wir sind schon um sechs Uhr losgelaufen, so dass wir noch längere Zeit im Schatten laufen und uns unterwegs Zeit lassen konnten. Unser Guide war Armin (?), der Bruder des Hausherrn. Er hat sich schon beim Beginn des Abstiegs auf etwa 800 m wieder von uns verabschiedet, als die Küste von Monte Trigo noch lange nichts zu sehen war, doch auch von hier war der Weg schon nicht mehr zu verfehlen.
In Monte Trigo wurden wir vor dem Guesthouse von einem Mann mit unsren Namen angesprochen, der „im Auftrag von Sibylle“ unsere Bootsfahrt organisieren sollte. In Tarrafal war es dann wegen des hohen Wellengangs etwas abenteuerlich, vom Boot an den Strand zu gelangen ich war beim Aussteigen etwas zu langsam und wurde von einer hohen Welle überrollt. Der Fischer hat mich mit entschlossenem Griff aus dem Wasser gezogen, so dass ich unbeschadet an Land kam; auch Kamera und Handy, die ich schlauerweise am Gürtel gelassen hatte, haben das kurze Bad gut überstanden.
In Tarrafal gefiel uns das kleine Marina mit seinem lauschigen Garten deutlich besser als das recht große Vista Tarrafal am einen und das gut frequentierte Mar Tranquilidad am andren Ortsende. Das Abendessen mit frischem Fisch war das Beste der ganzen Reise. Auch im Marina hat sich einiges geändert, nachdem ein Sturm wohl größere Schäden angerichtet hat die auf Ihrer Website abgebildeten Zelte gibt es nicht mehr, ein großer, fest überdachter Essensbereich wurde vor einem Monat fertig.
Auch von Tarrafal nach Porto Novo führt inzwischen keine „mit Schlaglöchern geplagte Erdpiste“ mehr, sondern eine durchgängig gepflasterte Straße. Majuka hat für die Strecke knapp 80 Minuten gebraucht.
Falls Sie zu einzelnen Punkten noch Fragen haben, melden Sie sich gerne.
Wir bedanken uns vielmals für die perfekte Organisation eines sehr schönen Wanderurlaubs!
Mit besten Grüßen
Heidi & Robert
Neugierig geworden?
Sie wollen ebenfalls eine Wanderreise auf Santo Antão und/oder einer anderen Inseln machen? Dann können Sie sich bei unseren entsprechenden Angeboten inspirieren lassen.
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